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Novemberrevolution 1918 in Salzungen

In Salzungen sind es die Zigarrenmacher, die sich schon früh
politisch organisieren. Friedrich Eckhardt sammelt die fortschrittlich
gesinnten Arbeiter und ruft 1877 einen sozialdemokratischen
Arbeiterverein ins Leben, die Geburtsstunde
der Salzunger SPD.
Zur Landtagswahl 1909, der letzten Landtagswahl vor der
Novemberrevolution, erringt die SPD 9 Sitze im Landtag.

9. November 1918
Das Salzunger Tageblatt berichtet vom Umsturz in München und der Ausrufung der Republik in Bayern. Gerüchte über die Abdankung des Kaisers kursieren. Die Salzunger Bürger sind auf den Beinen und strömen zum Markt, um Genaueres
zu erfahren.

10. November 1918
Die Sozialdemokraten berufen mittels Extrablatt für 14:00 Uhr eine Volksversammlung in den Saal des Hotels Wältz ein. Landtagsabgeordneter Heinrich Eckardt spricht zu den Menschen im überfüllten Saal. Einstimmig wird eine Resolution angenommen, die Heinrich Eckardt verliest.
Sie fordert:
1. Sofortige Abdankung Herzog Bernhard II.
2. Der gesamte Domänenbesitz wird Staatsgut.
3. Rücktritt der herzoglichen Regierung.
4. Berufung einer Volksregierung unter Einbeziehung republikanischer Parteien.
5. Allgemeine Amnestie und Straferlass
6. Ein neues Wahlrecht, bei dem Männer und Frauen gleichberechtigt wählen
dürfen und bei dem die Steuerzahlungen keine Rolle mehr spielen.
7. Baldige Neuwahlen für die Gemeinden.
Anschließend fährt Heinrich Eckardt mit dem Auto nach Meiningen, um die Forderungen dort zu überbringen.

11. November 1918
Die Nachricht von der Abdankung des Herzogs und dem Zusammentreten des Landtages spricht sich in Salzungen herum. Es bleibt ruhig. Die Bürger warten ab.
Eckardt spricht in Meiningen zu Soldaten der Garnison, zu Arbeitern des Eisenbahnausbesserungswerkes, zu Verwundeten und abends auf einer Bürgerversammlung.

18. November 1918
Die SPD ruft zur Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates auf. In der Gaststätte Huhn wählen die Versammelten für den Soldatenrat: Gefreiten Berth, Sergeanten Eckardt, Wehrmann Reddigau, Gefreiten Reich, Gefreiten Schiffmann, Sergeanten Tonndorf und für den Arbeiterrat: Schlosser Taubert, Magistratsgehilfen Hopf, Krankenkassenbeamten Höller, Tünchermeister Wagner und Schlosser Wehner.
Wichtigste Aufgabe des Rates ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, das Verhindern von Plünderungen und die gerechte Verteilung der Lebensmittel. Die Salzunger Geschäfte werden kontrolliert und ihre Besitzer aufgefordert,
keinen Wucher zu betreiben. Den Unternehmern wird im Sitzungssaal des Rathauses verkündet, dass ab sofort in jedem Betrieb ein 8-Stunden-Tag gilt und 6 Tage bezahlten Urlaub jährlich zu gewähren sind.