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Gradierwerk

Gradierwerk Sole Heilbad
Technisches Denkmal der Salzproduktion in der Stadt

Die Geschichte der Gradierwerke beginnt in der Mitte des 16. Jahrhunderts als die Salinen in Mitteldeutschland aufgrund von Brennholzmangel stark unter Druck gerieten. Nachdem verschiedenste Ratschläge sogenannter „Salzkünstler keinen Erfolg gebracht hatten, gelang mit dem Bau von Gradierhäusern ab 1590 der Durchbruch. Es waren mit Strohballen gefüllte und überdachte Holzgestelle. Solespritzer schaufelten die Sole an die Wände, deren Wasseranteil durch Sonne und Wind verdunstete. Die Sole wurde so zwar höhergradig, allerdings führte das Stroh auch zu weiterer Verunreinigung des Salzes.
Da der Zustand der Salzunger Saline den Landesherren weiterhin Sorgen bereitete, beauftragte Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Meiningen den anerkannten Salinisten Joachim Friedrich Freiherr von Beust mit der Reorganisation und Erneuerung der Saline. Beust erschloss 1740 einen weiteren Solebrunnen auf dem Haad und baute neuere, größere Siede und Gradierhäuser an der Werra. Riesige Wasserräder trieben Pumpgestänge an, die die Sole auf die 8m hohen Gradierwände hoben. Die längsten Gradierhäuser waren 400 m lang. Beust führte die Gradierung mit Schwarzdornreisig ein und erntete weißes, grobkörniges Salz. Die Erschließung von gesättigter 27%-iger Sole durch Tiefenbohrungen 1842 machte die Gradierhäuser für die Salzproduktion überflüssig.
Die Entwicklung der Gradierwände prägte im 19. Jahrhundert das Kurwesen. Durch Beobachtungen stellte man fest, dass die in den Gradierwerken Beschäftigten seltener an Atemwegserkrankungen litten als der Rest der Bevölkerung. Dies begründete 1814 den Kurbetrieb in Salzungen und wurde Durch Dr. Bein wissenschaftlich durch Heilerfolge mit Bädern in warmer Sole untermauert.
Die letzte verbliebende Gradierwand war die 1796 erbaute östliche Wand des heutigen Gradierwerkes, die die Keimzelle des Kurbetriebes in Salzungen wurde 1901 wurde eine zweite Gradierwand (Westwand) mit Wandelgang errichtet. Beide Wände wurden durch einen Mittelbau im repräsentativen Fachwerkstill miteinander verbunden. 1906 erfolgte der Neubau der Trinkhalle.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereitete der bauliche Zustand des Gradierwerksensembles zunehmend sorgen. Für Reparaturen fehlte jedoch das notwendige Material. So dauerte es bis in die Jahre 1988-1994 bis der Mittelbau saniert werden konnte, wobei 90% der Originalhölzer verwendet werden konnten. Mit den Planungen für sie Sanierung des Gradierwerkensembles wurde 2015 begonnen. Man entschied sich dafür, das Ensemble mit seinen Gradierwänden niederzulegen und einschließlich der Brunnenhäuser wiederaufzubauen. Die Baumaßnahmen begannen 2020 und konnten 2023 abgeschlossen werden. Am 08. Juli 2023 wurde das Gradierwerksensemble feierlich wiedereröffnet.