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Saline

Das erste schriftliche Zeugnis von der Salzunger Saline ist die Schenkungsurkunde des Frankenkönigs Karl vom Januar 775. Mit ihr verleiht Karl dem Kloster Hersfeld den Zehnten des königlichen Besitzes Salzungen, wozu auch Salzstätten und Pfannen zum Salzsieden gehören. Salzungen besaß damals schon eine entwickelte Saline, deren Anfänge viel älter sind. Im 12. Jahrhundert finden sich wieder Hinweise zur Salzunger Saline. In einer Schenkungsurkunde wird ein Salzbrunnen erwähnt, der später „unterer“ Born im Gegensatz zum „oberen“ Stadtbrunnen heißt. Demnach hatte die Saline im 12. Jahrhundert zwei Salzbrunnen. Um diese Brunnen lagen die Siedehäuser oder auch Nappen. In ihnen besorgten abhängige Siedeknechte das Sieden für verschiedene Grundherren. Das Eigentum an der Saline konnte sich auf Rechte am Solebrunnen, auf Pfannen- oder Nappenrechte oder auf Rechte am Salzertrag beziehen. Nicht jeder Besitzer oder Teilhaber an einer Nappe ist zugleich Besitzer von Brunnenanteilen. Für das Sieden musste unter Umständen die Sole erst erworben werden. Die Siedehäuser, die in Salzungen „Nappen“ genannt werden, sind in Erdgruben gebaute einfache Hütten aus Balken, Lehmwänden mit Strohdächern.
Mit dem Fuldaer Privileg von 1321 erteilte der Abt Heinrich von Fulda den Salzunger Bürgern und allen übrigen Besitzern von Anteilen an der Saline das uneingeschränkte Recht zur Nutzung der Sole gegen Abgaben. Allein den Pfännern steht das Recht zu, neue Brunnen zu erschließen und zu nutzen. Dieses Privileg ist die Grundlage für die Entwicklung einer Salineordnung und eines staatlich anerkannten Pfännerrechts. Allein den Pfännern steht das Recht zu, neue Brunnen zu erschließen und zu nutzen. Dieses Privileg ist die Grundlage für die Entwicklung einer Salineordnung und eines staatlich anerkannten Pfännerrechts. Häufiger Besitzwechsel und die Aufteilung der Nappenanteile und Soleanrechte ermöglichen Salzunger Bürgern Salineanteile zu erwerben. Allmählich gelingt es, die anfangs größere Zahl auswärtiger Besitzer auf wenige zu beschränken, sodass einem engeren Zusammenschluss der bürgerlichen ortsansässigen Siedeunternehmer nichts mehr im Wege steht. Im Jahr 1449 bestätigte der Salzunger Stadtrat erstmals die Satzung der Pfänner. Pfänner darf nur sein, wer ehelich geboren, ein ehrbarer und angesehener Mann und Bürger Salzungens ist. Außerdem sieht die Pfännerordnung vor, dass kein Pfänner mehr als eine Siedepfanne besitzen und betreiben darf. Die Pfänner verpflichten sich, regelmäßig und recht zu sieden. Bei der Bewilligung durch Herzog Johann Ernst von Sachsen 1599 erfährt das Pfännerprivileg eine Ausweitung. Die Pfänner wählen durch Mehrheitsbeschluss zwei Salzgrafen für ein Jahr, die die Saline verwalten und den gemeinschaftlichen Holzkauf organisieren. Teilweise obliegt den Pfännern auch die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit. Sie können kleinere Salz-, Holz- und Reisigdiebstähle sowie Verstöße gegen die Pfännerstatuten ahnden.
Die Pfänner betreiben das Sieden nicht selber, sondern sind lediglich Geldgeber. Von ihnen besoldete Pfannmeister oder auch Siedemeister bzw. Salzwirker arbeiten in den Siedehütten. Diese wiederum haben die Siedeknechte, Holzleger, Strohjungen anzuleiten und zu bezahlen. Durch Erbschaft, Kauf und Schenkung zersplittert der Besitz an den Siedepfannen über die Jahrhunderte immer mehr. So wird es nötig, die Nappen in mehrere Anteile einzuteilen. Die Anteile werden als „Körbe“ bezeichnet. Einige Körbe gehören dem Landesherren, die meisten den Pfännern. Die Teilhaber bilden in jeder Nappe gesonderte Siedegemeinschaften. Der Wert eines Korbes als Salineanteil richtet sich nach dem tatsächlich erzielten Gewinn beim Verkauf eines Korbes Salz. Abhängig vom Holz- und Salzpreis schwankt der Wert der Salinenanteile. Der Salzverkauf liegt in den Händen der Siedemeister und sichert ihnen ein gutes Auskommen. Einige bringen es zu Wohlstand. Die Pfänner nehmen den größten Teil des Gewinns für sich ein. Ihre dominierende Stellung in der Saline und im Salzhandel macht die Pfänner ökonomisch und politisch so einflussreich, dass sie die städtischen Angelegenheiten ganz in ihrem Interesse gestalten können. Sie bilden das städtische Patriziat und stellen den größten Teil der Ratsherrn.
Salzungen verfügt im Mittelalter über zwei Solebrunnen, den Oberen Born, auch Stadtborn genannt und den Niederborn. Brunnenbauten schützen die Sole gegen eindringendes Grund- und Regenwasser, das sogenannte „Wildwasser“. Eine Vorrichtung zum Schöpfen der Sole mittels Leiterbäumen, Ketten und Schöpfeimern erleichtert den Bornknechten die Arbeit. Die zwölf Nappen bekommen reihum vom Bornmeister ihre Sole (Suln = eine Pfannenfüllung) zugeteilt. Die Bottiche der Siedehütten werden von außen befüllt. Der Soleverbrauch richtet sich nach der Pfannengröße, die während des Siedens viermal beschickt wird. In den Siedehütten arbeitet der Salzwirker mit dem Salzknecht. In einer Woche wird ein „Werk“ Salz gewonnen, das entspricht 24 Körben Salz zu je 100 kg.
Die eisernen Siedepfannen liegen in den meisten mittelalterlichen Salinen nicht direkt auf den Herdmauern auf, sondern sind an S-förmigen Haken aufgehängt. Die Salzunger Nappen haben Pfannen von 12 qm Grundfläche und 15 cm Bordhöhe. In bestimmten Zeitabständen muss die Pfanne ausgeklopft und der Pfannstein entfernt werden. Die Pfannen unterliegen einem großen Verschleiß. Pfannenschmiede nehmen die häufigen Ausbesserungen vor. Der Siedemeister beaufsichtigt den Siedeprozess. Sein Siedeknecht arbeitet mit ihm an der Pfanne. Er schaufelt das auskristallisierte Salz in spitz zulaufende Körbe aus Weidengeflecht, die über der Pfanne stehen, damit überschüssiges Wasser noch ablaufen kann. Anschließend werden die Körbe zum Trocknen aufgestellt. Neben dem Salzwirker und dem Siedeknecht arbeiten auch Frauen und Kinder in der Siedehütte. Sie tragen die Asche hinaus, legen Holz neben der Feuerung bereit und waschen Körbe. Pfannenschmiede sind mit der Ausbesserung der Pfannen beschäftigt. Der Siedeprozess verläuft in zwei Schritten: Beim „Stören“, dem Eindampfen der Sole bis zur Sättigungskonzentration unter heftigem Feuer, bilden sich erste Salzkristalle an der Oberfläche und dem Pfannenrand. Beim “Soggen“ kristallisiert das Kochsalz bei schwachem Feuer aus und lagert sich am Pfannenboden ab. Durch den Zusatz von Blut oder Eiweiß wird die Schaumbildung während des „Störens“ angeregt, um mit dem Schaum Schwebstoffe abzuschöpfen. In der Soggphase wird Bier, Harz oder Ruß zugesetzt, um fettartige Häute zu zerstören, die die Kristallisation behindern. Die Anreicherung der Sole vor dem Sieden mit „Beiße“ oder Mutterlauge hat den Nachteil, dass Verunreinigungen in die Sole gelangen, die die Kristallisation des Kochsalzes ungünstig beeinflussen. Oft ist das fertige Salz rot, erdig und feucht. Den Salzunger Salzsiedern wird nachgesagt, dass sie die beiden Phasen „Stören“ und „Soggen“ nicht richtig unterscheiden und so viel Holz verbrauchen.
Über Jahrhunderte haben sich das Verfahren zur Siedesalzgewinnung und die Organisation der Saline kaum verändert. Das Sieden der ungradierte Quellsole mit 6% Salzgehalt verschwendet viel Holz, um den hohen Wasseranteil zu verdunsten. Für 400kg Salz verbraucht eine Nappe etwa 32 cbm Holz. Die umliegenden Wälder sind schon abgeholzt. Kiefer- und Fichtenstämme müssen über lange Distanzen auf der Werra nach Salzungen geflößt werden. Hohe Kosten für das knappe Holz verschlechtern den Ertrag der Saline. Das krausförmige, meistenteils schmutzige, schmierige und fließende Salz findet immer weniger Käufer. Der Salzabsatz geht zurück. Die Pfänner suchen Rat bei verschiedenen „Salzkünstlern“, die durch die Lande ziehen. Schließlich senden sie den Salzgrafen Jacob Schwarz aus. Er regt nach seinen Erkundungen den Bau von Gradierhäusern an. 1590 werden Gradierhäuser mit Strohwänden üblich, Solespritzer schaufeln die Sole an die Wände, deren Wasseranteil durch Sonne und Wind verdunstet. Die Sole wird „höhergradig“ und in Holzwannen unter den Wänden aufgefangen. Holzröhren leiten die nun 18%ige Sole zu den Nappen. Der Holzverbrauch sinkt um ein Drittel. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges erleidet die Saline großen Schaden. Durch Belagerung und Plünderung kommt es zum erliegen der Produktion. Die Siedeanlagen und ein Brunnen werden zerstört. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts treten die Widersprüche zwischen den pfännerschaftlichen Besitzverhältnissen und der Notwendigkeit zur Modernisierung hervor.  Die Landesherren kaufen verstärkt Salinenanteile und nutzen ihre Stellung als Miteigentümer, um die Saline zu reformieren. Herzog Friedrich Wilhelm von Meiningen beauftragt Joachim Friedrich Freiherr von Beust (1697-1771), einen anerkannten Salinisten der Zeit, mit der Reorganisation und Erneuerung der Saline.
Beust erschließt 1740 einen weiteren Solebrunnen auf dem Haad und erbaut zwei neue größere Gradierhäuser an der Werra. Von der Werra wird ein Kanal abgeleitet. Über diesen Kunstgraben wird ein riesiges Wasserrad angetrieben, das ein Pumpgestänge bewegt, das die Sole aus den Brunnen pumpt und auf die Gradierwerke hebt. Beust führt die Gradierung mit Schwarzdornreisig ein. Das Ergebnis ist ein weißes, grobkörniges und trockenes Salz. Die Siedung geschieht in 6 neuen Siedehäusern vor dem Nappentor. In der unteren Etage stehen die Herde mit Feuerrosten und regelbaren Rauchabzügen. Im Stockwerk darüber waren Trockenräume, in denen die aufsteigende Wärme zum Trocknen des Salzes genutzt wurde.  Die Energie wird noch nicht aus Kohle, sondern aus Scheitholz gewonnen. Holz wird über die Werra geflößt. Die Gewinne des neuen Werkes sind weitaus höher, als die der Pfännerschaft.
Im 19. Jahrhundert musste sich die Pfännerschaft den neuen Gegebenheiten anpassen. Im Jahr 1835 wurde die Pflicht aufgehoben, als Pfänner das Bürgerrecht der Stadt zu besitzen in innerhalb der Ringmauer zu wohnen. 1842 Beschluss zur Vereinigung der pfännerschaftlichen alten Saline und des neuen Werks sowie der herzoglichen Nappe im alten Werk zu einem zentralisierten Unternehmen. 1846 tritt dieser Beschluss in Kraft. Fortan führt die Saline nicht mehr das alte Siegel der Pfännerschaft mit dem Salzkorb und der Umschrift: Sigillum salinarum Saltzung, sondern ein neues Siegel mit dem gefüllten Salzkorb über dem Herd. 1840/42 erneute Bohrung nach konzentrierter Sole. 153 m Tiefe gesättigte Sole à Gradierhäuser nicht mehr benötigt werden auf Abriss verkauft. Lediglich die heutige Ostwand des Gradiergartens, 1796 erbaut, bleibt bestehen. Damit ist die Rohstoffbasis für die Salzunger Saline gesichert.1835 Aufhebung der Pflicht, als Pfänner das Bürgerrecht der Stadt zu besitzen in innerhalb der Ringmauer zu wohnen. 1842 Beschluss zur Vereinigung der pfännerschaftlichen alten Saline und des neuen Werks sowie der herzoglichen Nappe im alten Werk zu einem zentralisierten Unternehmen. 1846 tritt dieser Beschluss in Kraft. Fortan führt die Saline nicht mehr das alte Siegel der Pfännerschaft mit dem Salzkorb und der Umschrift: Sigillum salinarum Saltzung, sondern ein neues Siegel mit dem gefüllten Salzkorb über dem Herd. 1840/42 erneute Bohrung nach konzentrierter Sole. 153 m Tiefe gesättigte Sole à Gradierhäuser nicht mehr benötigt werden auf Abriss verkauft. Lediglich die heutige Ostwand des Gradiergartens, 1796 erbaut, bleibt bestehen. Damit ist die Rohstoffbasis für die Salzunger Saline gesichert.
1857 Im Zuge des Baus der Werrabahn gibt es Verhandlungen zwischen der Werra-Eisenbahngesellschaft, der Thüringischen Eisenbahngesellschaft und der Pfännerei Kommission Salinen Verwaltung (Heinrich Wehner, Vorsitzender, Christian Meffert Salzgraf) Die Saline verkauft Grundstücke an der zukünftigen Bahnlinie z.B. zum Bau des Bahnhofes. 1858 Einweihung der Werra-Eisenbahn auf der Strecke Eisenach – Coburg am 1. November Nachdem Salzungen 1858 an das Eisenbahnnetz angeschlossen ist, nimmt die Saline einen Aufschwung. Die Saline hatte sechs große genietete eiserne Pfannen. Je zwei hingen heizungsmäßig an einem Schornstein. Steinkohle löst die aufwendige Holzfeuerung ab. Das erfordert neue Siedefabriken, die direkt in der Nähe des Bahnhofs errichtet werden. Die Produktionszahlen steigen deutlich. Die alten Nappen auf dem Nappenplatz werden ab 1862 abgerissen. 1868 eine weitere Bohrung auf Sole wird erfolgreich niedergebracht. Bohrung V.
Die Pfännerordnung aus dem 17. Jahrhundert ist immer noch in Kraft. Sie ist nicht mehr zeitgemäß. 1835 verfügt der Landesherr die Aufhebung der Pflicht, als Pfänner das Bürgerrecht der Stadt Salzungen zu besitzen und innerhalb der Ringmauer zu wohnen. Nun können sich Kapitalgeber von außerhalb in die Saline einkaufen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit im Herzogtum Sachsen-Meiningen 1868 werden die Pfännerstatuten gegenstandslos.Zur endgültigen Auflösung der Pfännerschaft kommt es 1872. Die letzten Pfänneranteile werden verkauft. Es gründet sich die „Aktiengesellschaft Saline und Solbad Salzungen“. Wenige Wochen später verkauft auch der Verschönerungsverein das Kurhaus, das Empfangsgebäude und einige Grundstücke an die AG.
Die Aktiengesellschaft Saline und Solbad Salzungen nimmt Anleihen in Höhe von 1,338 Mio Mark auf und investiert sie in Erweiterungen und Verbesserungen der Kureinrichtungen. 1884 Der Absatz der Saline geht durch den hohen Konkurrenzdruck erheblich zurück. Ende des 19. Jahrhunderts gibt es ein Überangebot an Salz auf dem Markt. Um dem Preisverfall zu begegnen schließen sich Salinen zum Mitteldeutschen-, später zum Norddeutschen Salineverband zusammen. Sie vergeben Produktionsquoten für die Betriebe. Die Schwankungen in der Produktion entspringen dieser Quotenzuteilung. Die Kapazität der Salzunger Saline beträgt 11-12.000 Tonnen pro Jahr bei genügender Kohlezuteilung und technischer Vervollkommnung.
1932 Zum Jahresende ist die Saline gezwungen ihren Betrieb weitgehend einzustellen. Grund ist der Ablauf der Vereinbarungen des Norddeutschen Salinensyndikats  Gestattung von 500t/a Absatz1933 werden die alten Gebäude der ehemaligen Beustschen Saline im Koth (zwischen Niederborn und Bahnhof abgerissen. An der alten Dachgradieranlage wird eine Futtermauer errichtet. (Eine Futtermauer ist eine Stützwand, mit der steile Hänge verkleidet werden.) Davor ein Laubengang angelegt. Das freigewordene Gelände wird als Parkanlage umgestaltet (Goethe Park).
1934 Zuteilung einer Absatzquote von 7000t/a für die Saline.
Im Jahr 1936 erhielt die Saline eine moderne Kohlenstaubfeuerung. Durch diese Neuerung fiel die schwere körperliche Arbeit der Heizer weg. Auch die Trocknungsanlage erfuhr eine Verbesserung, wodurch die langwierige Lufttrocknung des Salzes wegfiel.
1937 Verkauf der Saline und des Bades an die „Vereinigte Thüringer Salinen Gebr. Eberhardt. KG“ und später Verkauf von Kurhaus und Gradierwerk, Badehaus und Inhalatorium sowie einiger Grundstücke an die Thüringer Staatsbad AG Bad Salzungen.
Während des zweiten Weltkrieges kommt die Salzproduktion aus Mangel an Brennmaterial fast zum Erliegen. Nach dem Krieg wird die Saline in Volkseigentum überführt. Aus Rentabilitätsgründen wird sie 1952 endgültig stillgelegt.


Zichnung der Saline zu Salzungen